No Coco: Warum Kokosöl keine Alternative ist

Ob Lebensmittel, Shampoo oder Cremes – Kokosöl ist beliebt wie nie. Das exotische Öl aus den Tropen wird nicht nur als besonders gesundes Lebensmittel und effektive Kosmetikzutat gehypt, sondern auch als Alternative zu Palmöl. Doch ist Kokosöl wirklich eine nachhaltige Wahl? Nein, heißt das Fazit von Experten. Kokosöl sei nicht viel besser als Palmöl. Und gesund sei es auch nicht. Alles Wissenswerte im Überblick.
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Was ist Kokosöl?

Natives, also ursprüngliches Kokosöl, wird aus dem frischen Fruchtfleisch der Kokosnuss gepresst oder aus Kokosmilch gewonnen und nicht weiter behandelt. Je nach Raumtemperatur ist Kokosöl flüssig, cremig oder fest. Erst ab etwa 23 Grad Celsius schmilzt es und wird flüssig. Natives Kokosöl ist kein Kokosfett. Unter diesem Namen gibt es im Handel feste Platten oder Würfel zum geschmacksneutralen Braten und Frittieren. Im Gegensatz zum nativen Kokosöl wird für Kokos-Plattenfett getrocknetes Kokos-Fruchtfleisch gepresst oder extrahiert. Das so gewonnene Öl wird chemisch behandelt, also raffiniert, gebleicht und von Duftstoffen befreit. Der kokoseigene Geruch und Geschmack gehen dabei verloren.1 2
Asiatisches Curry-Gericht
Bildquelle: Charles Deluvio auf Unsplash
Wo wird Kokosöl verwendet?

Besonders beliebt ist Kokosöl als Zutat asiatischer Curry-Gerichte. Immer mehr Fans hat es auch in der Körper- und Gesichtspflege. Ob Haare oder Haut, ob Drogeriemarkt-Produkt oder selbst gemacht – Kokosöl in der Kosmetik boomt.

Warum ist Kokosöl so beliebt?

Vor allem wegen des schlechten Rufs eines anderen Pflanzenöls: Palmöl. Die Kritik an Palmöl gilt als zentraler Grund für das gute Image der Kokospalme und den aktuellen Kokosöl-Boom.

Wo wird Kokosöl angebaut?

Wie Ölpalmen wachsen auch Kokospalmen nur in den feuchtwarmen Tropen. Sie brauchen das ganze Jahr über hohe Temperaturen und viel Niederschlag – das typische Regenwaldklima. Die größten Kokospalmen-Anbauflächen haben Indonesien, die Philippinen, Indien, Tansania, Sri Lanka, Brasilien und Papua Neuguinea. Auch viele kleine Inselstaaten wie Vanuatu, Fidschi und die Salomon-Inseln bauen Kokosnüsse an.

Eine einzelne Kokospalme liefert 10 bis 20 Kilogramm getrocknetes Kokosnuss-Fruchtfleisch, aus dem das Kokosöl gepresst wird. Auf einem Hektar Anbaufläche lassen sich jährlich etwa 0,7 Tonnen Kokosöl erzeugen. Zum Vergleich: Bei Ölpalmen sind es etwa 3 Tonnen pro Hektar.3 Für das Erntejahr 2021/22 prognostiziert das US-Landwirtschaftsministerium die Höhe der Kokosöl-Produktion weltweit auf 3,56 Millionen Tonnen4 und den globalen Konsum auf rund 3,58 Millionen Tonnen.5 Ein großer Teil der Ernte taucht jedoch in keiner Handelsstatistik auf, da Kokosnüsse vor allem lokal verzehrt werden.6 2021 lag die Importmenge von rohem Kokosöl in Deutschland bei rund 130.000 Tonnen.7
Kokospalme
Bildquelle: Marvin Meyer auf Unsplash
Seit dem Jahr 1961 ist die Anbaufläche für Kokospalmen von 5,2 Millionen Hektar auf etwa 12 Millionen Hektar gewachsen. Das entspricht fast dreimal der Fläche der Schweiz.8 Derzeit macht Kokosöl nur etwa ein Prozent der weltweiten Pflanzenfett- und Ölproduktion aus, Palmöl dagegen etwa ein Drittel.9 Nach wie vor werden Kokosnüsse in erster Linie von Kleinbauern angebaut, entsprechend gering sind die Ertragsmengen.
Was ist das Problem mit Kokosöl?

Kokosöl genießt einen besseren Ruf als Palmöl, ist aber nicht automatisch nachhaltiger. Zum einen ist die Kokospalme weniger ertragreich. Bei der Ölpalme liegt der Ertrag bei 3,3 Tonnen Palmöl pro Hektar, bei der Kokospalme bei nur 0,7 Tonnen Kokosöl. Das bedeutet: Für die gleiche Menge Kokosöl werden deutlich mehr Fläche, aber auch mehr Wasser, Pestizide und Düngemittel benötigt. Zudem lassen sich die von der Industrie benötigten Mengen besonders kostengünstig auf riesigen industriellen Monokulturen erzeugen. Durch das Industrialisieren des Kokospalmenanbaus entstehen schnell ähnliche Probleme wie durch die Palmölindustrie: Landraub, Rodungen für neue Plantagen, Bodenerosion, das Vernichten von Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen, zusätzliche  Treibhausgasemissionen.10 11

Für die Anbauländer sind Kokosnüsse ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Zugleich profitieren die Bauern kaum vom Anbau der Kokospalmen. Der Preis für Kokosnüsse und Kokosprodukte ist vom Weltmarkt abhängig, den die großen Handelskonzerne und ihre Abnehmer bestimmen. Auf den Philippinen, dem zweitgrößte Kokoslieferanten der Welt, leben mehr als 60 Prozent der Kokosbauern unterhalb der Armutsgrenze.12 Auf den Kokosplantagen großer Firmen wiederum arbeiten oft Tagelöhner unter oft menschenunwürdigen Bedingungen.13

Allgemein gilt: Palmöl und Kokosöl sind weder schlecht noch gut. Das Problem liegt in der ungeheuren Nachfrage nach billigen pflanzlichen Ölen und Fetten auf dem Weltmarkt.

Wie lassen sich die Probleme lösen?

Während bei Palmöl Hersteller und Verbraucher auf Produkte aus zertifiziert nachhaltigem Anbau setzen, spielen Kriterien wie Ökologie und Soziales beim Kokosöl keine Rolle. Allerdings gibt es mittlerweile einige erste Hersteller von Kokosprodukten aus fairem Handel und Bioanbau.14
Kokosnuss
Bildquelle: Katherine Volkovski auf Unsplash
Wie gesund ist Kokosöl?
Kokosöl-Fans schreiben dem Pflanzenfett einen hohen Gesundheitsfaktor zu. Es soll sich positiv auf die Blutfettwerte auswirken, beim Abnehmen helfen, Demenzerkrankungen und Krebs vorbeugen, Bakterien, Viren und Pilze abwehren. Begründet wird dies mit dem Gehalt bestimmter Fettsäuren und Pflanzenstoffe, den Polyphenolen. Wissenschaftlich nachgewiesen sind die Behauptungen jedoch nicht.15

Dazu kommt: Kokosöl enthält nur wenige ungesättigte Fettsäuren – dafür aber 90 Prozent gesättigte Fettsäuren. Gesättigte Fettsäuren können nachweislich die Cholesterinwerte erhöhen, das wiederum erhöht das Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten wie etwa Infarkte.16 Und grundsätzlich sollte eine gesunde Ernährung möglichst viele ungesättigte Fettsäuren enthalten. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat Gesundheitsversprechen auf Kokosöl-Produkten untersagt.17 18

Lässt sich Kokosöl ersetzen?

Hin und wieder ein Curry mit Kokosöl kochen, das ist okay. Für das tägliche Kochen sollten Verbraucher auf Pflanzenöl aus europäischem Bioanbau setzen, etwa Raps-, Walnuss- oder Olivenöl. Die heimischen Öle sind nicht nur gesünder, sie punkten auch ökologisch und sozial. Zudem sind Pflanzenöle aus Europa deutlich günstiger Kokosöl aus Tropenregionen. Nicht zuletzt sparen heimische Öle Tausende von Kilometern Transportwege aus weit entfernten Regionen und damit eine Menge Treibhausgasemissionen.19 20 21

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Quellen