Vegan reisen, das ist in vielen Regionen der Welt eine echte Herausforderung. Dafür muss man nicht einmal in Ländern wie der fleischlastigen Mongolei unterwegs sein, wo es für eine Ernährung ohne tierische Produkte gar keinen Begriff gibt. In süddeutschen Dorfgasthäusern und Biergärten sieht das Angebot für Veganer ähnlich mau aus. Auf Vegetarier haben sich viele Küchen bereits eingestellt. Doch komplett pflanzliche Gerichte? Selbst in Tourismusorten oft noch Fehlanzeige.
Doch das sollte dich als Veganer nicht davon abhalten, die Welt zu erkunden und dich durch exotische Küchen zu schlemmen. Denn auch abseits veganer Hotspots wie Los Angeles oder Bali finden Traveller mittlerweile attraktive vegane Optionen. Zwei Wochen Backpacking mit Studentenfutter und Instant-Porridge? Diese Zeiten sind vorbei. Vegan reisen wird immer einfacher und entspannter. Vorausgesetzt du hast das richtige Mindset. Gründlich informieren und gut planen, das ist beim veganen Reisen das A und O. Damit du im Urlaub auch kulinarisch auf deine Kosten kommst, haben wir hier die besten Tipps für dich!
Wie reise ich vegan in Asien?
Vegan reisen in asiatischen Länder ist kein Problem. Die Auswahl an vegetarischen, milchfreien und veganen Gerichten ist riesig. Wer sich für Thailand entscheidet: Unbedingt nach Chiang Mai reisen. Die Stadt im Norden des Landes gilt als das vegane Paradies des Landes. In Taiwan sind die meisten vegetarischen Restaurants auch vegan, da Milchprodukte selten sind und Eier eher als zusätzliche Beilage in Speisen verkauft werden. Vegane Ernährung passt zum Buddhismus im Land: Buddhisten glauben an die Möglichkeit als Tier wiedergeboren zu werden, daher ernähren sich viele streng vegetarisch oder vegan. Auch die Insel Bali bietet schon immer jede Menge vegane Kost. Die „Insel der Götter“ ist Heimat der buddhistischen Bevölkerung Indonesiens – und sie ist ein Hub für digitale Nomaden aus aller Welt, die vegetarisch oder vegan leben. Insbesondere Orte wie Canggu, direkt am Meer gelegen, oder Ubud, das geistige Zentrum Balis, bieten unzählige vegane Cafés und Restaurants mit vielfältigen und vor allen Dingen kreativen pflanzlichen Gerichten und Getränken. Ein wirklich besonderer Spot ist z.B. das Alchemy in Ubud und Uluwatu.
Sri Lanka ist nicht nur eine wunderschöne und vielfältige Insel. Sie ist auch Heimat von „rice and curry“ – Sri Lankas Nationalgericht. Neben Fisch- und Fleischcurrys gibt es überall Gemüsevarianten. Etwa mit Kartoffeln, Linsen, Süßkartoffel, Kürbis oder Ananas. Currys werden in Sri Lanka mit Kokosmilch zubereitet und sind daher immer vegan. Unser Tipp: Unbedingt einen Abstecher nach Ella einplanen – der kleine Ort mitten in den Bergen und umgeben von Teeplantagen zieht Traveller aus aller Welt an. Die Cafés und Lokale vor Ort sind auf „plant based“ eingestellt und kredenzen leckeres veganes Essen.
Wie reise ich vegan in Indien?
Indien hat zwar die weltweit niedrigste Rate an Fleischkonsum und die größte Zahl an Vegetariern. Allerdings sind die meisten Inder Ovo-Lacto-Vegetarier. D.h. sie essen auch Eier und Milch, viele Curry-Gerichte enthalten Butter und Joghurt. Der Begriff ‚vegan‘ ist in Indien sehr selten. Aber: Viele große und kleine Restaurants nennen sich ‚Pure Vegetarian‘ – sie bieten rein vegane Gerichte. Als besonders vegan-freundlich zählt Goa an der Westküste Indiens. In den 1960er und 1970er Jahren wurden hier wilde Hippie- und Vollmond-Parties gefeiert. Heute bietet Goa traumhafte Strände und vor allen Dingen viele vegane Foodspots. Unser Tipp: Im „Bean me up“ in Vagator kannst du nicht nur in einem traumhaften Innenhof fein pflanzlich schlemmen, sondern auch Yoga machen.
Die Küche Asiens prägt auch Australien. Durch die vielen Zuwanderer findest du Down under alle möglichen veganen Gerichte. Ohnehin gibt es kaum ein Restaurant, das keine vegane Option anbietet, in den Cafés sind Mandel- oder Sojamilch Standard. Ein cooles Vegan-Reiseziel auf einem anderen Kontinent: Jamaika. Gut zehn Prozent der Jamaikaner sind Rastafaris, die sich vor allem vegan ernähren. Entsprechend riesig ist die Auswahl an pflanzlichen Köstlichkeiten. Besonders beliebt bei den locals: Süßkartoffeln, Maisbrot und Gerichte mit Kokosnuss.
Israel steht in Sachen Vegan global an der Spitze. Das kleine Land am Mittelmeer hat die größte Pro-Kopf-Rate an Veganern weltweit. Die Auswahl veganer Restaurants ist enorm, Tel Aviv gilt als die vegan-freundlichste Stadt der Welt. Doch um pflanzlich zu schlemmen, musst du nicht einmal in ein spezielles Restaurant gehen: Wie in allen Ländern des Nahen Ostens gehören Falafel, Hummus und Salate in Israel zum Standardprogramm jeder Küche, du bekommst sie günstig und gut als Streetfood an jeder Ecke.
Wie reise ich vegan in Europa?
Vegan reisen im traditionell fleischliebenden Europa? Kein Problem! Mit ‚sono vegano‘ – ‚Ich lebe vegan‘ – bist du in Italien auf der sicheren Seite. Italienische Pasta besteht traditionell aus Hartweizengrieß und Wasser, bei den klassischen Saucen gibt es zig vegane Optionen, ob Aglio e Oglio, Arrabiata oder Napoletana. Dasselbe gilt für Pizza. Frisch zubereitet sind vegane Extrawünsche immer drin, inklusive pflanzlicher Alternativen zu Käse. Auch die klassische Polenta, das Maisbreigericht in Norditalien, ist eine super Sache. Die meisten Gelaterien sind ebenfalls auf vegane Kunden eingestellt, sie bieten Eis auf Sojabasis und natürlich zig milchfreie Fruchtsorbets
Als Veganer in Spanien unterwegs sein? ¡Pero si! Jede noch so kleine Stadt hat einen Markt mit einer Hammerauswahl frischer Produkte, mit denen du dich selbst versorgen kannst. Mindestens genauso gut: Bei den spanischen Tapas gibt es massig vegane Variationen. Unsere Tipps: Patatas Bravas, die frittierten Kartoffelspalten mit scharfer roter Sauce. Gazpacho, die kalte Gemüsesuppe. Paella de Verduras, die vegane Variante der klassischen Reispfanne mit verschiedenen Gemüsesorten. Und danach: Churros, das frittierte Süßgebäck aus traditionell veganem Teig.
Gyros, Souvlaki, Bifteki – Griechenland geht gar nicht? Von wegen! Vegane Ernährung hat in Griechenland eine lange Tradition. Bekannte Philosophen wie Platon oder Pythagoras galten als große Fans tierfreier Gerichte. Heute lassen viele Restaurants klassische Gerichte in einer veganen Variante neu aufleben. Dazu kommt: Wegen seiner Mezedes-Kultur ist Griechenland ist traditionell ein sehr vegan-freundliches Land. Dolmades (in Weinblätter gewickelter Reis), Gigantes (große weiße Bohnen in Tomatensauce), Keftedes (meist aus Zucchini hergestellte Bratlinge), Spanakopita (mit Spinat gefüllter Blätterteig), Horta (gekochtes grünes Gemüse) – die Auswahl der kleinen Häppchen ist riesig. Auch Fava aus pürierten gelben Linsen (die griechische Variante von Hummus), gefüllte Paprika, Auberginensalat und Ofengemüse bekommst du eigentlich überall. Genauso lecker: Bougatsa, ein Blätterteiggebäck mit süßer oder herzhafter Füllung. Und Briam, eine Gemüsepfanne aus dem Ofen.
Aus Europa noch ein fun fact: Laut einer Google Trends-Analyse 1 ist das Vereinigte Königreich das Land mit der höchsten Popularität für vegane Ernährung im Jahr 2020. Auch die Stadt, in der die vegane Ernährung weltweit am beliebtesten ist, liegt im United Kingdom: Bristol, mit knapp einer halben Million Einwohnern die achtgrößte Stadt des Landes.2
Wie reise ich vegan in Osteuropa?
Weiter geht’s in den Osten. Genauer: nach Warschau. In Polens Hauptstadt haben sich in den vergangenen Jahren viele vegane Restaurants und Festivals etabliert. Aber auch abseits der Hipster-Spots bekommst du vegane Köstlichkeiten. Polnische Klassiker in pflanzlicher Variante serviert etwa das Lokal Vegan Bistro, darunter herzhafte Knödel und saftige Seitan-Schnitzel.
Und selbst auf dem fleischverliebten Balkan wirst du als Vegan-Tourist glücklich. Unser besonderer Tipp: Albanien. Dort wachsen nicht nur Gemüsesorten wie Paprika, Aubergine, Zucchini – sie werden auch vor Ort zu leckeren veganen Speisen verarbeitet. In fast jedem traditionellen Restaurant gibt es gefüllte Aubergine oder Paprika, leckere Salate oder frittierte Reisbällchen. Allerdings ohne, dass es das Label vegan auf der Speisekarte gibt. Unser Extra-Tipp: Urlaub auf dem Bauernhof. Agritourismus-Farmen wie Mrizi i Zanave tischen auf, was sie selbst angebaut und hergestellt haben. Frischer geht’s nicht!
Airbnb, Ferienhaus, Hotel?
Gehst du bei der Ernährung lieber auf Nummer sicher? Dann fühlst du dich in einem Airbnb oder in einem Ferienhaus sicher am wohlsten. Wichtig ist nur: Check‘ vorab, wo du in der Umgebung einkaufen kannst. Am besten sind Wochenmärkte und Bauern mit einem Hofladen. Willst du entspannen und dir keine Gedanken um Einkaufen und Kochen machen? Das Portal ‚Vegane Hotels‘ kennt Hotels und Gästehäuser weltweit, die sich auf vegane Gäste spezialisiert haben. Auch Vegan Welcome und Vegan auf Reisen haben Übernachtungstipps, vom City-Luxushotel über die gemütliche kleine Pension bis zum Zelt für Zwei unterm Sternenhimmel.
Ich packe meinen Koffer und nehme mit …
Sprichst du die Sprache deines Urlaubslandes? Falls nicht: Leg‘ dir einfach den veganen Reisepass zu. Der mehrsprachige Print- und App-Guide enthält veganes Vokabular in 79 verschiedenen Sprachen. Und wenn das nichts hilft: Der Reisepass enthält auch Bilder für Dinge und Situationen, auf die du zeigen kannst, wenn es mit Wörtern doch nicht weiter geht.
Vergiss nicht‘ deine eigenen Kosmetikprodukte. Shampoos und Seifen in Hotels und Guesthouses sind oft nicht vegan oder tierversuchsfrei.
Stell‘ dir ein kleines veganes Küchen-Kit zusammen: Gabel, Löffel, scharfes (Taschen-)Messer, kleines Schneidebrett, Brotbox – am besten aus Edelstahl – und Bienenwachspapier. So kannst du dich jederzeit unabhängig von Restaurants und Hotels selbst verpflegen. Für Camper und Backpacker braucht ein Küchen-Kit natürlich noch mehr. Tolle Tipps zu Ausrüstung und Verpflegung findet ihr bei den Veggie Vagabonds und bei Vegan Auf Reisen. Unkomplizierte Camper-Gerichte garantieren auch die Vega Lecker-Produkte! Unsere Favoriten fürs Vanlife: Mozzalina Natur und Mozzalina mit Basilikum. Die eignen sich perfekt für die warme und kalte Küche.
Up in the air
Vegan essen, das klappt auch im Flugzeug. Viele Airlines bieten mittlerweile vegane Alternativen an, die du meist schon während der Buchung auswählen kannst. Aber aufgepasst: Vegane Gerichte kosten meist extra. Außerdem gibt es sie in der Regel nur auf Langstreckenflügen oder in der Business Class. Sicherheitshalber solltest du daher immer handliche und haltbare Snacks wie Nüsse und Müsliriegel dabeihaben. Und dich vor Reiseantritt bei deiner Airline zur Verpflegung an Bord informieren.
Gut informiert ist halb gereist
Bevor es losgeht: Check‘ dein Reiseziel auf Google mit einer ‚vegan‘-Recherche gründlich durch. Restaurants, Shops und Unterkünfte für dich findest du auch auf Instagram. Vor allem auf den Profilen bekannter veganer Influencer stehen oft tolle Insider-Tipps, die du auf Insta bequem in einer eigenen Destination-Sammlung speichern kannst. Inspiration liefert uns immer wieder der Blog ‚ The Vegan Travelers‘.
Hast du keine Zeit im Voraus zu planen oder bist du Team Spontan? Für dich gibt es vegane Versionen von Trip Advisor: Mit den Apps Happy Cow und Vanilla Bean siehst du vor Ort sofort welche Restaurants in deiner Nähe veganes Essen anbieten.
Rundum nachhaltig reisen
Wer sich vegan ernährt, hat dafür individuelle Gründe und Argumente. Der Schutz von Tier, Natur, Klima und Umwelt spielt wohl für uns alle die entscheidende Rolle. Wer vegan reist, der reist automatisch nachhaltiger als andere Urlauber. Doch zum nachhaltigen Tourismus gehört noch mehr als pflanzliche Ernährung. Nachhaltig reisen bedeutet auch: möglichst nicht zum Ziel fliegen, vor Ort öffentliche Verkehrsmittel nutzen, den Verbrauch von Strom und Wasser minimieren, Müll vermeiden, lokale Produkte kaufen, lokale Unterkünfte bevorzugen, die geltenden sozialen Regeln respektieren, sich allgemein vorab über das Reiseland informieren.
Ein spannendes Reiseziel, eine gute Vorbereitung, schlaue Apps und das richtige Mindset – wenn du das alles abhaken kannst, dann wird dein veganer Urlaub ein unvergesslich vega leckeres Erlebnis. Versprochen!